027 Post.Anthropozän, Teil 1
Überlegungen zum Ende: Wie wird sich das Leben nach dem Ende der Herrschaft des Menschen gestalten, was bleibt uns in der kosmischen Weisheit des Universums?
Notizen eines Fiktionauten.
Überlegungen zum Ende: Wie wird sich das Leben nach dem Ende der Herrschaft des Menschen gestalten, was bleibt uns in der kosmischen Weisheit des Universums?
Die Kirche in Rosureux ist der Heiligen Fides von Agen (Sainte Foy) geweiht. Ich betrete die Kirche und mache einen skurrilen Fund.
Man möchte meinen, dass die Kirche auf dem kleinen, zentralen Platz in Rosureux schon über Jahrhunderte ihren Platz behauptet hätte, so archaisch erscheint die Architektur des gesamten Ortes. Ein steinernes Zeugnis sei die Kirche für den längst verschwundenen Glauben der Bevölkerung, für seinen Aberglauben an die Wundertätigkeit eines kleinen Mädchens aus Aquitanien.
Jetzt klärt sich auf der Titel des Buches von Ruth Blum auf. Er ist nicht bloss ein Hinweis auf die Landschaft des #Klettgaus, sondern bezeichnet auch die zwei Prinzipien, denen die Heranwachsende Regine folgt.
Nach den literarischen nun auch noch die persönlichen Erfahrungen mit der Grenze.
Assoziationen: Damals im Waldviertel in den 70er Jahren, im verschneiten Wald, als mich die plötzlich auftauchenen Tafeln mit der Aufschrift Achtung, Schussgefahr beim Langlauf sehr erschreckten und ich es als möglich denken wollte, dass wir am Eisernen Vorhang lebten.
Die Widersprüche einer apokalptischen Welt, in der noch nicht alles entschieden ist. Zum Computerspiel “Cloud Gardens”.
Kennen sie diese Art von Bewusstseinszustand? Man träumt, das man kurz vor dem Erwachen ist und bemüht wegen der Schönheit des Traumes verzweifelt, eben NICHT aufzuwachen. Eine Zeitlang bleibt man so in der Schwebe zwischen Halbschlaf und Erwachen: bis das Traumgebäude platzt! Vergeblich versucht man nun, sich wieder in den Schlafzustand zu versetzen, doch die Realität ist stärker. Man hat sich selbst an der Nase herumgeführt.
Wir haben aus der Erfahrung der jungen Regine in Ruth Blums Buch gelernt, wie politische Grenzen aufgeweicht werden können und: wie sie einerseits das Selbst begrenzen und andrerseits zu ihrer Überschreitung verleiten.
“Grenze” ist also sowohl Einschränkung als auch potentielle Freiheitserfahrung. Warum aber?
Zweimal finde ich in meiner aktuellen Lektüre Grenzen thematisiert. In Ruth Blums Buch “Blauer Himmel. Grüne Erde (1941)” und in Ursula K. Le Guins Buch “The Dispossessed” (1974)”. Und gerade komme ich aus dem Kanton Schaffhausen zurück. Grund genug, über Grenzen zu schreiben.
Wen die Aufgeblasenheit von BedeutsamkeitsträgerInnen im Fediverse stört, dem sei Social Media Abstinenz dringend angeraten. Denn dezentrale Netze schützen nicht vor der Unendlichkeit von Dummheit, die wie Zuckerwasser jede Ritze des Palavers durchdringt.
Ich lese im ersten Kapitel von Ruth Blums Buch Blauer Himmel. Grüne Erde. (1941)
Ich konnte nicht anders, meine beiden aktuellen Bücher, habe ich nach kurzem Zögern weggelegt und das Buch, welches mir fast schon durch Zauberei in die Hände gekommen ist, aufgeschlagen. Ich lese im ersten Kapitel, das sich Der Farbkasten nennt. Es ist die Phantasiewelt eines jungen Mädchens, in die mich die Erzählerin eintreten lässt.
Fast hätte ich geschrieben: Ein Koffer voller Andenken. Doch Andenken sind dazu da, um zu verstauben, Geschichten jedoch sollen bewegen und erzählt werden.
Wie befürchtet, war auch der #Klettgau eine reiche Ausbeute an Geschichten. Das Neue, oft am Wegrand Aufgelesene, das mühsam Erforschte, zufällig Erlauschte und erstaunt Gesehene haben mich bereichert, aber auch von der Arbeit am Roman abgehalten. Doch sei es drum, ich stehe nicht unter einem finanziell verursachten Schaffensdruck, den Musen sei Dank! Ich kann mir Zeit lassen und vielleicht die eine oder andere aufgelesene Geschichte in den Stoff einarbeiten.