0019 Der Farbkasten und die blaue Blume

Ich lese im ersten Kapitel von Ruth Blums Buch Blauer Himmel. Grüne Erde. (1941)

Ich konnte nicht anders, meine beiden aktuellen Bücher, habe ich nach kurzem Zögern weggelegt und das Buch, welches mir fast schon durch Zauberei in die Hände gekommen ist, aufgeschlagen. Ich lese im ersten Kapitel, das sich Der Farbkasten nennt. Es ist die Phantasiewelt eines jungen Mädchens, in die mich die Erzählerin eintreten lässt.

Der Grossvater hat diesen wunderbaren Farbkasten, der sie in die Fabelwelt der Farben entführt. Die Grundfarben, die Mischfarben, die Kunst, wie er die Farben ineinander verrinnen und Gestalt annehmen lässt. Das Kind will aber allein mit den Grundfarben malen, für sie entstehen daraus Naturgestalten, die sie ihr ganzes Leben begleiten werden und es träumen lassen: Leberecht Gelb, der Meister der Fühlingswiese; Fräulein Rot, die Mohnkönigin; Wunnibald Grün, der Meister der kühlen und schattigen Wälder. Zu guter Letzt aber das Blau, die blaue Blume Sehnsucht, die einmal erhascht, immer unerreichbar bleiben wird.

Es steht eine Blume im Himmelslicht Wohl dem, der sie auf Erden bricht.

Was Ruth Blum mit diesem Kapitel schafft, ist die Sinnlichkeit des Kindes wiederzubeleben. Wir kennen das von den Gerüchen der Kindheit, die uns unser ganzes Leben begleiten und einen besonderen Zauber auf uns ausüben. Für die Erzählerin sind es jedoch die Farben, die die Welt erfahrbar machen und die Zugewandtheit und Liebe zu ihr entwickeln helfen.

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