Was ich in meinem vorhergehenden Versuch einer Begriffsbestimmung des Fiktionauten besonders betont habe, war das Merkmal der mentalen Reise und der damit verbundenen Abenteuer. Auch schrieb ich, dass der Fiktionaut auf seiner Reise nach Geschichten nur sich selbst und seinem Können verpflichtet sei. Nicht behandelt hatte ich, in welchem Kontext er sich dabei zwangsläufig einschreibt.
Haben Sie schon jemals in ihrem Leben die Lust verspürt, einen Ladendiebstahl zu begehen? Haben sie gar einen ohne zwingende Notwendigkeit begangen? Oder haben Sie die Taschendiebe gehasst, die Sie mit Chuzpe bestohlen haben aber sie doch insgeheim bewundert, weil es ihnen so mühelos gelungen ist?
Annie Ernaux' Super 8 Tagebücher der Jahre 1972 – 1981
Wer je einen Film des us-amerikanischen Regisseurs Chris Marker gesehen hat, weiss, was einen Filmessay auf höchstem Niveau ausmacht: das ständige Kreisen von Kamera, Bild und der Kommentare aus dem Off um ein gesellschaftlich bedeutsames Thema, eine fast somnambule Gedankenbewegung, die uns mitnimmt in das Träumen von Bedeutsamem. Davon können wir aber diesmal leider nicht sprechen.
Zur Ausstellung “Beziehungsstatus: Offen. Kunst und Literatur am Bodensee”. Zeppelin-Museum, Friedrichshafen.
Eine eigenartige Ausstellung! Ich hatte viel mehr erwartet, etwa einen nachdrücklichen Eindruck in das Geistesleben am Bodensee. Nicht nur das bleibt die Ausstellung schuldig. Tatsächlich frage ich, irritiert ob der Beschränktheit des Gesehenen, eine Museumsaufseherin, ob es im zweiten Stock des Museums eine Fortsetzung des gerade Begonnenen gäbe? Sie verneint verwundert. Nun ist es aber so, dass die Ankündigung der Ausstellung eine komplette Ausstellung versprochen hatte, mit Themen, die nun nicht einmal als Erwähnung auftauchen.
Besser versteht man das Buch von Octaiva E. Butler: Die Parabel vom Sämann (1995), wenn man eben dieses Gleichnis in der Bibel aufsucht und zu begreifen beginnt, welche Auseinandersetzungen der Heldin des Romanes bevorstehen.
Zweiter Teil der Betrachtungen über die Welt nach der Apokalypse
(5) Die Welt nach der Apokalypse haben natürlich immer auch schon andere, ausserliterarische Stimmen zu beschreiben versucht. Was denn nach dem Anthropozän zu denken sei, hat sich aber selten vom Aussterben der Menschheit inspirieren lassen, sondern vielmehr von der Notwendigkeit überleben zu müssen.
Überlegungen zum Ende: Wie wird sich das Leben nach dem Ende der Herrschaft des Menschen gestalten, was bleibt uns in der kosmischen Weisheit des Universums?
Jetzt klärt sich auf der Titel des Buches von Ruth Blum auf. Er ist nicht bloss ein Hinweis auf die Landschaft des #Klettgaus, sondern bezeichnet auch die zwei Prinzipien, denen die Heranwachsende Regine folgt.
Wir haben aus der Erfahrung der jungen Regine in Ruth Blums Buch gelernt, wie politische Grenzen aufgeweicht werden können und: wie sie einerseits das Selbst begrenzen und andrerseits zu ihrer Überschreitung verleiten.
“Grenze” ist also sowohl Einschränkung als auch potentielle Freiheitserfahrung. Warum aber?