Zettelwerk

Schreibarbeit

Der Begriff Biostras bezeichnet die Gruppe der Astrobiologen, die auf einem der in meinem Roman genannten Raumschiffe reisen, vielleicht zwei bis drei Personen. Einerseits bedienen sie die Terrasphärenkammer des Raumschiffs, um die Passagiere auf ihren langen Reisen Gelegenheit zur Orientierung in ihrem Menschsein zu geben.

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Dem verlogenen Kommandanten des dritten Raumschiffs von Earthseed Space, ihm habe ich bis dato noch keinen richtigen Namen gegeben. Er war ein Schreibunfall, denn plötzlich, mitten im Schreiben, in jenem Augenblick als ich seine Figur nach einem kurzen Auftauchen schon längst wieder fallen lassen wollte, entwickelte sich die Idee vom Betrug einer Zivilisation an sich selbst.

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Allaine ist nach dem Vorbild einer Schutzmantel-Madonna konstruiert, stellt also eine spirituelle, im Kontext des Romans aber nicht christlich interpretierte nichtmaterielle “Erscheinung” dar. Angelehnt ist sie an die mittelalterliche Bedeutung des “unter den Mantel Nehmens” einer Person, die des Schutzes bedarf. Wer sich unter dem Mantel einer Hohen Frau befindet, geniesst Immunität vor weltlicher Verfolgung.

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Odo: Spirituell veranlagte Persönlichkeit, die in der Stille einer Zivilisation lebt, die als Emanation bezeichnet wird. Wir schreiben 2115 auf der Erde, als wir ihm das erste Mal begegnen, in einer Zeit, in der die Wälder längst aufgehört haben, zu existieren und das Summen der Emanation allgegenwärtig geworden ist. In einer Agglomeration am Rande zum Chaos lebt und arbeitet er, den Vorgaben des Unternehmens in den Triplet-Towers unterworfen, ohne rechte Inspiration, etwas aus sich zu machen. Widerstand gegen die Totalität des Daseins ist ihm fremd.

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Erst kürzlich wurde ich von nanowrimo aufgefordert, ein Online-Feedback über meine Schreiberfahrungen in der November-Challenge abzugeben. Dabei ist mir unangenehm aufgefallen, welch riesiges TamTam von den Betreiber:innen um NaNoWriMo veranstaltet wird. Um sich selbst dreht und wendet sich die Propaganda eines typisch us-amerikanischen Beteiligungskarussells, das sich als Selbstermächtigung von Autor:innen feiert. Und natürlich: Geld muss gesammelt werden, nicht zu knapp. Über 1.4 Mio. USD wurde als Spendenziel angegeben und bis dato über 1,2 Mio. erreicht. Vor allem die Firmensponsoren wollen Reichweite und Beteiligung. Das benötigt den ständigen Trommelwirbel, die Kakophonie unentwegten Lärms rund um den Mammon. Eine ungesunde Torte mit gewaltigen Mengen an Zuckerguss ist NaNoWriMo geworden, welche man sich zum Geburtstag schenkt. Igitt! Nicht mein Stil.

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Eine Volkszählung aus dem Jahr WXYZ hatte ergeben, dass auf OLA 12.350 Personen lebten, darunter bloss wenig mehr als 1.000 Kinder unter 15 Jahren. Die Gute Verwaltung Earthseed war darüber sehr in Sorge, denn ihre Zivilisation entsprach schon aufgrund ihrer Altersstruktur bei weitem nicht einer, von der man Dynamik und Veränderung erwarten konnte. Aber die Herausforderungen der Gegenwart waren gross und wohl auch überwältigend.

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Lore lehnt am Spielautomaten im Durchgang zum WC. Gross, schlaksig, mit wellig-wuscheliger Frisur. Hinter ihr in einer Ecke eine Reisetasche und ein Wanderstab aus Metall. Sie trägt eine schräggeschnittene beige Bluse und einen weit schwingenden, bis an die Knöchel reichenden Rock in Grau; darunter hohe Stiefel aus grobem, schwarzen Stoff. Aus Arbeitsgründen dürfen es manchmal auch Cargohosen sein. Sie besitzt welche in Grau, Petrol und Dunkelblau. Lore zieht Röcke vor.

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Durchhalten: ja, aber nicht mehr auf hohem Niveau, eher ein Arbeiten unter Kurzatmigkeit. Es stimmt, meine Leistungskurve auf NaNoWriMo hat sich anfangs weit über dem Meridian von Zeit und Wörteranzahl eingependelt, um sich in den letzten Tagen wieder auf den Durchschnitt zuzubewegen. 4200 Wörter werde ich noch schreiben müssen, in den letzten fünf Tagen des November, was heisst, dass ich mir nicht mehr viele “freie” Tage leisten kann.

Mehrere Faktoren kommen bei meinem kleinen “Erschöpfungszustand” -No drama please! – zusammen:

(1) Eine Reise nach Wien, die Teilnahme an der BuchWien, Arztbesuche und die vielen anderen, kleinen und grossen Ablenkungen, die einem die Zeit und die Konzentration fürs Schreiben zu rauben drohen;

(2) Das ständige Schreiben bewirkt, dass ich mir die Musse für die Korrektur, für das Schmökern in alten Manuskriptstellen und für die Recherche interessanter Themen einfach fehlt. Die Storyline treibt mich voran, mit der grossen Gefahr, den Überblick, den stringenten Faden, ja selbst die von mir kreierten Begriffe wie Namen nicht mehr parat zu haben. Da macht sich das Gefühl breit, in den “leeren Raum der Fantasie” hineinzuschreiben, ohne Mass und ohne Ziel.

(3) Einige meiner “Schreibbuddies” haben zu unmässigen Wortsprints von durchschnittlich 4000 Wörtern angesetzt, Sprints, die mich eher belasten, als dass sie meine Schreibwilligkeit antreiben.

(4) Ich lese wieder Bücher, den Grossinquisitor etwa (ein kleiner aber berühmter Auszug aus Dostojewskis Roman “Die Brüder Karamasov”), bzw. Stephen Hawkings “Illustrierte Kurze Geschichte der Zeit”. Beide Lektüren bringen stetig neue Ideen hervor, die mich entweder dazu drängen, mein Schreibprojekt zu ergänzen oder korrigieren zu wollen, oder in eine völlig andere Richtungen zerren.

Ich könnte noch mehr Argumente anfügen, die mir und meinen Leser:innen beweisen sollen, dass es jetzt doch nur unter Schwierigkeiten vorangeht; die meine Befürchtungen untermauern, das Plansoll eben nicht erreichen zu können; die mich wütend werden lassen, weil ich an einem möglicherweise stumpfsinnigen und im Grunde antipoetischen Experiment teilgenommen habe.

Aber andrerseits: was steht am Ende dieses Versuches? Auf jeden Fall ein umfangreiches, aber auch interessantes Textkonvolut, das qualitativ gut oder schlecht sein kann, aber immerhin Material genug bereitstellt, um sich daran abzuarbeiten. Ich weiss, ich wiederhole mich, habe schon an anderer Stelle darüber geschrieben!

Ich erscheine wohl wie ein Tänzer, der seinen Tanz beschwört und ihm dadurch magische Geltung zu schaffen versucht. Die Wörter, die beim Vorwärtsschreiben oft so schnell aus mir hervorbrechen, weil sie sich den fliessenden Gedanken, der galoppierenden Fantasie anpassen wollen, aber so schnell nicht niedergeschrieben werden können. Tipp- und Rechtschreibfehler, unschöne Wiederholungen, stilistische Krämpfe – über alle wird fleissig hinweg geschrieben beim Tanz um den Heiligen Gral der Geschichten. Wörter, die sich meist mit aller Gewalt ihren Weg bahnen, über alle Widerstände hinweg. Wenn ich diese Erfahrung mache, fühlt sich alles nicht so mühsam an, sondern eher wie eine mutige Pflege meiner Phantastereien. Und so schwanke ich, einer bipolaren Anmutung folgend, zwischen Allmacht und Ohnmacht und höre letzten Endes doch nicht auf zu schreiben.

#Schreibarbeit #nanowrimo #buchwien

Als ich das erste Bild von Raumschiff Orion sehe, das innerhalb der Artemis – Mission nunmehr schon über 80.000 Kilometer von der Erde Richtung Mond unterwegs ist, bin ich tief beeindruckt. Es ist überbelichtet, zeigt nur den hinteren Teil des Raumschiffs und sonst bloss den von Schlieren überzogenen, leicht bläulich anmutenden Weltraum.

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Plötzlich habe ich im Denken und Empfinden eine Grenze überschritten: beim Thema Informationsparadoxon. Wie wäre es tatsächlich, nicht mehr auf die Erinnerung vertrauen zu können?

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