013 Das Geraune über schlechte Energie
Menschen mit esoterischer Affinität sprechen immer wieder gerne von der Energie von Menschen, Orten oder Landschaften. Ein junges Mädchen verändert den Blick darauf.
Soviel wird von der fehlenden oder vorhandenen Energie, von Energieorten, schlechter Energie von Menschen, die einen in seinem positiven Denken zu beeinträchtigen droht, geschrieben und gesprochen. Geben wir es doch zu, trotz all unserer Aversion gegenüber esoterischem Blablabla und darin sich badendendem überheblichen Getue; Geben wir es zu, dass wir uns an bestimmten Orten einfach schlecht fühlen und an manchen einfach richtig gut. Ob das an feinstofflichen Schwingungen, unterirdischen Wasseradern oder einfach unserem schlechten/exzellenten psychischen Zustand liegen mag, lassen wir dahingestellt.
Darüber nachzudenken ist eigentlich müssig. Aber da ist dieser Berghof auf dem Hügel, einst in der Mitte des 19. Jahrhunderts dort gebaut, um jene Menschen aufzunehmen, die anderso keinen Platz gefunden haben: Arme, Obdachlose, Alte, Verrückte, “Asoziale”. Oben am Berg eben, um sie recht weit weg von den akzeptierten Bürgern unten im Tal zu konzentrieren. Wer sich also von diesem Haus ohne Erlaubnis wegbegab, erhielt seine “verdiente” Strafe. So vermerkt die Chronik aus dem Jahr 1939:
Ein Insasse ist zum dritten male ausgerissen und hat sich 1 ½ Jahre mit falschem Heimatschein herumgetrieben. Er bekam folgende Strafe: 20 Streiche auf dem Rücken und zwar 10 vor dem Gemeindehaus und die anderen 10 beim Wiedereintritt ins Armenhaus.
Dieser Ort, in dem mit Zwang regiert wurde, in denen Menschen geschlagen, gedemütigt, eingesperrt und insgesamt menschenunwürdig behandelt wurden, in dem gestorben und gelitten wurde, hoch oben am Hügel: kann dieser Ort mit “guten” Energien ausgestattet sein, kann man sich dort wohlfühlen, entspannen, ihn geniessen? Muss man denn nicht ständig an den Schmerz der Menschen denken? Denn daran wird man stets erinnert. Liegt in den Gästewohnungen denn nicht auch eine sorgfältig geschriebene Chronik einer Schülerin (der Tochter des Hauses) auf, in der präzise beschrieben wird, welche Geschichte dieser Ort besitzt. Das ist beleibe keine Wohlfühlbroschüre des Fremdenverkehrsverbandes. das ist ein Stück Wahrheit über die Armenhäuser dieses Landes. Und natürlich: die Gäste reden offen und betroffen darüber.
Ein Haus voller böser Geschichte und Leiden: und damit auch schlechter Energie, so möchte man meinen. Ich kann beim besten Willen nichts davon entdecken und fühle mich pudelwohl und glücklich. Ob das an meiner mangelnden Sensibilität liegt? An meiner Abwehr? An meiner Ignoranz?
Doch dann fällt mir ein, welche Genugtuung es den geschundenen und kranken und auch alten Menschen bereitet hätte, wenn eine eifrige, verständnisvolle und zugewandte jungen Frau ihr Leben gewürdigt und damit anerkannt hätte. Und wenn die neuen Besitzer des Hauses, sich nicht gescheut hätten, die Wahrheit über sie in jedem Zimmer auszulegen. So sieht nämlich Wiedergutmachung aus und darüber hat jede/r Macht. Schlechte Energien können da nicht mehr bestehen.
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